Ich hatte tierische Angst, es zu versauen. Ich hatte Angst, dass ich nicht die Kraft besitze, die Frau zu sein, die ich erschaffen habe: Geliebte, Mutter, Freundin und Unternehmerin.
Ich wollte gerne die Abkürzung gehen. Gestern noch klein und unscheinbar, versteckt und verdrängt, heute schon die beste Version meiner selbst: Die freudvolle, erfolgreiche Unternehmerin, unstoppable, voller Leichtigkeit und Spiel. Die Mama ganz in ihrer Mitte, in Führung voller Selbstverständnis, Klarheit und Liebe. Die Frau an meines Mannes Seite, unser Leben kreierend, bewusst, unglaublich gutaussehend, sexy und leidenschaftlich.
Mein Bild war total klar und deutlich. Und trotzdem ließen die Ergebnisse auf sich warten. Immer und immer wieder fühlte ich mich schwer, überfordert, traurig. Es wurde anstrengend und ich wurde faul. Ich wollte mich nicht immer und immer stellen. Ich wollte mich nicht wieder und wieder konfrontieren. Ich bekam es mit der Angst, fragte mich, ob das wirklich der richtige Weg sei.
Bis zu dem Punkt, an dem ich den ultimativen Nullpunkt erreichte: Gehe ich weiter oder gehe ich aus dem Spiel.
Ein zurück in mein altes Leben war nicht mehr denkbar. Alle Brücken waren eingerissen. Vor mir sah ich nur noch Chaos. Wirklich ausnahmslos alles stand in Frage. Ich, meine Rolle in meiner Familie, mein Leben. Ich war so unfassbar erschöpft, so müde.
Und da traf es mich wie ein donnernder Blitz: Es gibt verdammt noch mal keine Abkürzung. Alles, was war, was ist und was sein wird, kommt genau zur passenden Zeit. Das, was ich mir für mein Leben aufgeschrieben habe, die Türen, die ich geöffnet habe, liefern mir jetzt genau die Erfahrungen, die Gelegenheiten, die ich brauche um genau in diese meine Erschaffung hineinwachsen. Eine nach der anderen. Die Zweifel, die Ängste, die Trauer, die Schwere, sie dienen mir. Sie zwingen mich in die Knie, auf den harten Boden der Tatsachen. Sie fragen mit dem größtmöglichen Nachdruck, ob ich immer noch will, was ich mir da aufgeschrieben habe. Sie helfen mir, ganz klar zu entscheiden, wohin mein Weg gehen soll und welcher Schritt der nächste ist. Wachsen oder Welken.
„Und nichts ist beliebig und nichts ist egal.
Atme ein, atme aus, du hast immer die Wahl.
Keine Stufen von grau, sondern schwarz oder weiss.“
– Kettcar, Volle Distanz –
Die letzte Entscheidung, die mir die Angst vor dem Versagen abgerungen hat, ist: Ich will leben! Ich will mit meiner Familie leben, lieben, lachen. Ich bin bereit. Für all die Veränderungen, die ich auf den Weg gebracht habe bis heute und für alle, die da noch kommen mögen. Ich bin bereit, den Schmerz, die Angst, die Zweifel, die Trauer und die Schwere anzunehmen und an ihnen weiter zu wachsen.
Hallo Freundin Angst, reich mir die Hand, damit ich dorthin gehen kann, wohin ich wirklich will.
Triff mich mit voller Wucht. Ich will dich sehen. Ich will dich spüren.
Zwinge mich in die Knie, damit ich wieder aufstehen kann.
„Bereit für das Adrenalin und die Angst
Bereit für die volle, für die ganze Distanz“
-Kettcar, volle Distanz –
Keiner hat gesagt, es würde leicht werden.
Und dann geh ich schaukeln: Wild in mir ruhend, lachend und weinend von Hell nach Dunkel nach Hell nach Dunkel.
Mit einem Funkeln in den Augen nehme ich sie an, die Erfahrungen, wie sie sich anbieten in all ihren Facetten, in bunt, in dunkelschwarz und in leuchtweiß. Frech und mutig stelle ich mich hin und heiße sie willkommen. Bring it on. I`m ready to take it on. I`m ready to play.